„SCHNEEKÖNIGIN“ Musikschule bietet in gut besuchter Erbacher Festhalle ein begeisterndes Musiktheater
ERBACH - (e). Das Märchen „Die Schneekönigin“, aufgeführt von der Musikschule Odenwald als Musical in der Werner-Borchers-Halle Erbach, ist von den zahlreichen Zuschauern begeistert aufgenommen worden.
Die Musikschule Odenwald erfüllte in der Werner-Borchers-Halle in Erbach mit ihrem neuen Musical „Die Schneekönigin“ hohe Erwartungen. Die fußten auf den binnen zwanzig Jahren gewachsenen Maß an Professionalität bei den jeweiligen Musicalproduktionen. Franziska Steiof hat nach Motiven aus dem Märchen „Die Schneekönigin“ von Hans Christian Andersen ein Libretto geschaffen, in dem neben märchenhaft-romantischen Episoden, humorvolle Seitenhiebe und fantasievolle Szenen ebenfalls ihren Platz finden.
WIE DAS MUSIKSCHUL-MUSICAL ENTSTEHT
(e). Um dem hohen Anspruch gerecht zu werden, den Publikum und Musikschule an ihre jährliche Musical-Aufführung stellen, ist eine lange Vorlaufzeit nötig, schreibt die Bildungsstätte in einem Erläuterungstext.
Das beginnt schon mit der Auswahl des Stückes, wobei Kriterien wie Einbindung von Akteuren aller Altersstufen und musikalischer Schwierigkeitsgrad im Fokus stehen, setzt sich mit der Gestaltung des Bühnenbilds, der Kostüme und der Auswahl der zu besetzenden Solorollen fort; es mündet in die musikalische Einstudierung der Solostimmen (diesmal Andrea Dippon-Meyer und Barbara Zintl) und von Kinder- (Christel Storck-Weber) und Jugendchor (Iris Thierolf).
Beim Zusammenbau aller Einzelelemente in einer Probenwoche verwirklicht Regisseur Alexander Kaffenberger seine Ideen unter Einbeziehung der Regieassistenz von Barbara Zintl und Christel Storck-Weber mit den jeweiligen Akteuren.
Schließlich kristallisiert sich das Endprodukt „Musical“ heraus und kommt nun auf den Prüfstand des Publikums, das auch 2015 wieder mit dem Ergebnis mehr als zufrieden war.
Die Hauptfiguren sind eigentlich die beiden Jugendlichen Gerda und Kai, die im Verlauf der Geschichte Freundschaft und Ablehnung, Verlässlichkeit und Mut sowie das beginnende Erwachsenwerden erfahren. Während Kai (Lovis Weller/Fabian Plößer) den Verlockungen der verführerischen Schönheit des Bösen in Person der Schneekönigin (Sophia Carnier/Paula Engelhardt) erliegt, macht sich die furchtlose Gerda (Ella Gehrman/Paula Rieker) vertrauend auf die selbstlose Kraft ihrer Liebe auf den Weg, um ihren Freund im Eisschloss hoch im Norden zu finden.
Begegnungen auf dem Weg zum Eisschloss
Die Reisende begegnet der fröhlichen, unbeschwerten Blumenfrau (Felicitas Schulz/Lara Schubert), die mit ihrem magisch angehauchten Lied Gerda gekonnt in den Schlaf singt. Gerda geht mutig ihren Weg und erlebt Kurioses: Sprechende Rosen und einen Raben, der sich Monsieur nennt und stets um korrekte Fortbewegung bemüht ist, überragend dargestellt von Livia Weller sowie Kirsten Köhler. Zwei köstlich tollpatschige Räuber (Ferdinand Schäffter und Amadeus Schulz) nehmen Gerda und den Raben als „Geburtstagsgeschenk“ für die zwischen Prahlerei und Hilflosigkeit changierenden Räubertochter (Mia Kohlhage/Viola Weller) gefangen.
Im Räuberlager treffen Gerda und Rabe dann noch auf die Räubermutter (Nele Kohlhage/Elisabeth Schäffter), die aber schlussendlich nicht der Weiterreise von Gerda im Wege steht. Ein majestätisches Rentier (Lara Schubert/Felicitas Schulz), von Gerda aus den Fängen der Räuber befreit, und eine auskunftsfreudige Krähe (Antina Schäfer/Amelie Platt-Siefert), die als Informantin für Monsieur Rabe dient, sind weitere Figuren auf Gerdas Reise zu Kai.
Einen wichtigen Hinweis zur Ortung des Eisschlosses erhält Gerda im Sommerschloss mit seiner streitsüchtigen Prinzessin (Marie Weimar/Hannah Borowka), deren Prinzgemahl (Fabian Plößer/Lovis Weller) gewaltig unter dem Pantoffel steht. Bei der Überschreitung des nördlichen Polarkreises begegnet Gerda den kulinarischen Köstlichkeiten der finnischen Fischköchin (Elisabeth Schäffter/Johanna Groß) und den Weissagungen ihrer kleinen Schwester, der Finnin (Danae Keil). Doch welch eine Enttäuschung bereitet Kai der tapferen Gerda, als sie ihn erblickt: noch immer im Banne der „eiskalten Spaßbremse“ (Zitat Teufel) fühlt er sich gefangen. Erst Gerdas herzzerreißende Tränen lösen die „Splitter im Auge und Herz“, so hat die herrschsüchtige Schneekönigin keine Gewalt mehr über Kai.
Das „Ohrwurm-Finale“ ist ein Höhepunkt
Neben Spielfreude und Spritzigkeit beeindruckte in beiden Aufführungen vor allem Gerda mit ihren klaren, sauberen Tongebung und ausgeprägten Mimik in ihrem Mottolied „Du und ich“, das in den drei verschiedenen Vegetationszonen ihrer Reise auftauchte, und im „Ohrwurm-Finale“ mit „Ich mach Licht für dich“ den Höhepunkt setzte. Eisige Kälte verströmte der musikalische Soloauftritt der Schneekönigin, während die Figur des Teufels dessen doppelbödigen Charakter offenbarte – wunderbar herausgearbeitet von Luis Gehrmann/Emil Engelhardt.
Rhythmisch hervorragend gestalteten die ausgeflippten Rosen (Kirsten Köhler/Viola Weller/Livia Weller/Emil Engelhard/Luis Gehrmann/Mia Kohlhage/Julia Kunkel und Helene Menz) das anspruchsvolle Terzett stimmlich wie optisch. Durch Präsenz und Überzeugungskraft bestachen die Auftritte des Kinder- und Jugendchors. Schauspiel, Gesang und Choreografie korrespondierten hervorragend mit dem Bühnenbild, das durch stimmungsvolle Bildprojektionen (Sebastian Rapp) nie von der eigentlichen Handlung ablenkte. Die fantasievollen, stilistisch bestechenden Kostüme nach Entwürfen von Grazyna Feldkeller, hoben die einzelnen Charaktere des Stückes heraus.
Regisseur Alexander Kaffenberger und sein Team hatten die über 50 Akteure in jeder Situation bestens vorbereitet, schufen beeindruckende Bilder und gestalteten mit den Jüngsten der Musikschule einen frühlingshaften Blumengarten.
Die musikalische Interpretation der von Wolfgang Körber für das Musikschulorchester bearbeiteten Fassung von Thomas Zaufke überzeugte dank Richard Bartls dynamischer Leitung mit einem kompakt-homogenen Streicherklang sowie durch unaufdringliche Holz- und Blechbläser, untermalt von dezenten Schlagzeug- und Percussionseffekten.
Weitere Aufführungen sind am kommenden Samstag (28.) um 16 und 19.30 Uhr in der Werner-Borchers-Halle in Erbach. Bis Freitag (27.) können Karten zu beiden Aufführungen in der Buchhandlung Schindelhauer in Michelstadt und bei Augenoptik Gantert in Erbach, dann noch an der Abendkasse erstanden werden.